Auch im zweiten Corona Jahr war die Umsetzung vieler unserer Projekte erschwert – aber es ist gelungen, dran zu bleiben: Die spezifische Not der psychisch kranken Kinder und Jugendlichen schien oft von den Corona-bedingten Einschränkungen des Alltags gleichsam überlagert und gleichzeitig in vielen Aspekten schwerwiegender als je zuvor: Kinder von Suchtkranken oder von psychisch kranken Eltern, Kinder aus Familien mit Fluchterfahrung, welche selbst traumatisiert oder durch die Traumatisierung der Eltern in ihrer Entwicklung beeinträchtigt sind, brauchten in besonderem Maße Unterstützung. Unbürokratische Hilfen für stationär aufgenommene Kinder und Jugendliche aus armen Familien waren mehr denn je notwendig, genauso wie die Unterstützung der kinder- und jugendpsychiatrischen Stationen bei Freizeitangeboten im Sommer. Psychisch kranke Kinder und Jugendliche benötigen Ressourcen und Aktivitäten im „normalen Leben“, um die Erkrankung hinter sich zu lassen. Mit Corona ist die Umsetzung von Hilfen hierzu schwieriger geworden, zum Beispiel bei Gruppenangeboten.
Wir konnten die sozialen Aktivitäten sowohl auf den Stationen der psychiatrischen Universitätsklinik als auch der Klinik Haus Vogt, Titisee-Neustadt, sowie in der Klinikschule unterstützen. Auch für viele kleine Anliegen auf den Stationen der Kinder- und Jugendpsychiatrie und in der Klinikschule leisteten wir unbürokratisch Hilfe. Das reichte vom kleinen Geburtstagsgeschenk für die dortigen Kinder, der Erstausstattung mittelloser Jugendlicher mit Kleidern bis zur Ermöglichung der Teilnahme am Projekt KONTIKI (Kontakt Kinder-Tiere auf dem Mundenhof).
Das Projekt zur Unterstützung für traumatisierte geflüchtete Kinder und Familien hat sich konsolidiert: Unsere Initiative zur Einrichtung einer Anlaufstelle wurde 2017 erfolgreich umgesetzt. 2018 begann mit Finanzierung durch die Stadt Freiburg die Traumaambulanz „Refugium“ ihre Arbeit. In Trägerschaft von Refudocs und Caritas wird dort die Arbeit geleistet, welche wir über Jahre eingefordert hatten. Wir unterstützten Refugium auch 2021 durch inhaltliche Mitarbeit und indem wir eine spezielle Kindersprechstunde finanzierten. Neben der Fortführung von weiteren bewährten und seit vielen Jahren unterstützten Projekten wie: „Kinder psychisch kranker Eltern“ (MAKS/Anker), „Eingebunden – Therapeutisches Klettern“, einem Gruppenprojekt zur Trauerbewältigung bei Verlust von einem Angehörigen. Auch die multidisziplinäre Beratungsstelle für schulvermeidendes Verhalten haben wir weiter mitfinanziert.
Alle Aktivitäten und Förderungen im Einzelnen aufzuführen, würde den Rahmen dieses Jahresrückblicks sprengen. Auf unserer Homepage www.freiburger-kinderhilfe.de finden sich detaillierte Beschreibungen. Die genannten Aktivitäten sollen auch im neuen Jahr fortgeführt werden.
Finanziell konnten wir Projekte und Förderungen in Höhe von insgesamt ca. 40.000 € umsetzen, jeweils etwa zur Hälfte im stationären Rahmen und im ambulanten Bereich. Erfreulicherweise hat die Großzügigkeit unserer Spender weiter eine stabile finanzielle Situation des Vereins ermöglicht. Es ist gelungen, den Verwaltungsaufwand durch ehrenamtliches Engagement sehr gering (bei ca. 6 % der Gesamtausgaben) zu halten und ausschließlich über Mitgliedsbeiträge zu finanzieren. Wie in den Vorjahren kamen alle Spenden und Geldauflagen zu 100 Prozent den geförderten Projekten zugute.
Grundprinzipien unserer Projektförderung
Unser wichtigster Grundsatz ist die unbürokratische und schnelle Hilfe für psychisch kranke Kinder in Not, vor allem bei Einzelfall-Hilfen sowohl für stationär aufgenommene Kinder als auch im ambulanten Bereich. Bei Projekten ist das Ziel unserer Vorgehensweise eigentlich: „Anschubfinanzierung“ für etwas, was fehlt und ohne unsere Initiative nicht auf den Weg kommen könnte. Und „eigentlich“ wollen wir längerfristig eine gesicherte Finanzierung über Wohlfahrtsverbände etc. bewirken. Oft ist es aber so, dass dies nicht gelingt und unsere Projekte eine dauerhafte Unterstützung benötigen, wie zum Beispiel die fortlaufenden Hilfen in der Klinikschule und im stationären Bereich, wo wir Möglichkeiten außerhalb des engen Rahmens der Kassenleistungen und der bürokratischen Vorgaben eröffnen und erhalten. Im ambulanten Bereich gewähren wir beispielsweise seit vielen Jahren Hilfen für finanziell schwächer gestellte Familien, um deren Kinder das therapeutische Klettern zu ermöglichen.
Neues aus dem Vorstand
Durch eine Satzungsänderung wurde – auch im Hinblick auf den anstehenden Generationswechsel – das Amt eines 2. Vorsitzenden geschaffen und mit Herrn Professor Dr. Fleischhacker besetzt. Nach über 10-jähriger Tätigkeit hat Frau Rosa Schmidt ihr Amt als Kassenverwalterin abgegeben. Als Zeichen unserer Dankbarkeit haben wir ihr die Ehrenmitgliedschaft verliehen. Neue Kassenverwalterin ist Frau Annette Eisen. Ausgeschieden als Beisitzer im Vorstand sind Herr Jansen und Herr Dr. Fischer. Auch ihnen danken wir für die langjährige und kreative Mitarbeit. Neu gewählt wurden Frau Dr. Zimmermann, Frau Dr. Schneider-Momm und Frau Bauerfeind. Weiterhin können wir auf die Mitwirkung von Frau Märker, Frau Krug und Herrn Dr. Enkelmann zählen.
Förderer und Spender
Unsere Arbeit wurde seitens der Gerichte und Staatsanwälte in Form von Geldauflagen unterstützt, wobei der Gesamtbetrag Corona-bedingt deutlich zurückgegangen ist.
Das Spendenaufkommen in diesem Jahr war dafür besonders erfreulich. Ein Highlight war die Adventslaufserie, bei der über 5000 € zusammengekommen sind (Einzelspenden: Firma Züblin (1000 €), Weingut Ambs (500 €), um nur die größten Beträge zu nennen. Die Firma „FSP-Stadtplanung “ hat uns erstmals mit 4000 € unterstützt. Große Beträge kamen auch bei den Pfandbon-Aktionen von Edeka-Barwig (3750 €) und Beckesepp-Johannes Ruf (2200 €) zusammen.
Wir sind sehr froh, dass wir wiederum eine ganze Reihe von regelmäßigen, oft langjährigen Spenden erhalten haben: Besonders hervorzuheben ist ein Beitrag der Firma Merkle, Gottenheim, die uns jetzt bereits im 9. Jahr unterstützt (3.000 €) und die langjährige Unterstützung vieler Spender wie D. Braun, Automaten (4000 €); Oliver-Bernhard-Stiftung (804 €); M. Wohleber (550 €); Dr. Schneider-Momm (500 €); natürlich auch die vielen „kleineren“ Einzelspender, die hier genauso wenig aufgeführt werden können wie die Beiträge und die Mitarbeit unserer Mitglieder.
Eine einmalige Besonderheit im Spendenaufkommen im vergangenen Jahr war, dass wir im Vermächtnis eines Ehepaares aus Bad Krozingen mit 51.000 € bedacht worden sind. Dieser Betrag soll als Grundstock für eine Crowdfunding-Aktion im Jahr 2022 für eine Initiative zur Schaffung einer Tagesklinik für psychisch kranke Kinder und Jugendliche, welche gleichzeitig von einer Behinderung betroffen sind, verwendet werden.
Ihnen allen danken wir stellvertretend für die psychisch kranken Kinder und Jugendlichen von Herzen. Ohne Sie wäre unsere Arbeit nicht möglich!
Im Januar 2022
Dr. med. Martin Sieber, Vorsitzender