„Unter neuem Vorsitz die bisherigen Projekte zur Unterstützung psychisch kranker Kinder und Jugendlicher fortgeführt“ – dieses Motto prägte das vergangene Jahr.
In dem Zusammenhang lohnt es sich, einen Moment inne zu halten und die vergangenen Jahre der Vereinigung, zuletzt unter 12-jähriger Tätigkeit unseres ehemaligen 1. Vorsitzenden Dr. Martin Sieber, Revue passieren zu lassen, und damit seiner herausragenden Arbeit Respekt zu zollen.
Vor fast 50 Jahren rief Herr Professor Dr. Strunk, damaliger Gründer und ärztlicher Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Universitätsklinik die Freiburger Vereinigung ins Leben, um die Behandlung der Kinder und Jugendlichen auf der geschlossenen „Station 9“ der Psychiatrischen Klinik zu verbessern und menschlicher zu gestalten. Die Vereinigung sammelte Spenden, um praktische Hilfen im Alltag zu ermöglichen. Neue Therapieverfahren wie Ergo- oder Musiktherapie wurden durch die Vereinigung ermöglicht, da diese damals von der Krankenkasse nicht übernommen wurden.
Ab den neunziger Jahren erweiterte die Vereinigung ihr Tätigkeitsfeld in den Bereich der ambulanten Versorgung psychisch kranker Kinder und Jugendlicher. Hier galten die bis heute gültigen Maximen: – Unbürokratisch und schnell helfen, wenn psychisch kranke Kinder und Jugendliche darauf angewiesen sind, und: – Sinnvolle und wichtige Maßnahmen i.S.e. „Anschubfinanzierung“ anstoßen, welche es im Rahmen der bisherigen Strukturen nicht gibt, mit dem Ziel, dass diese von den eigentlich zuständigen Trägern weitergeführt werden. So initiierte und bezahlte die Freiburger Vereinigung eine Zeit lang Fallsupervisionen in Kindergärten, um den Erzieher*innen zu ermöglichen, rechtzeitig zu erkennen, wenn ein Kind in seiner psychischen Entwicklung gefährdet war, und hierüber auch angemessen mit den Eltern zu sprechen. Die Finanzierung dieser Supervisionen wurde in der Folge häufig von den Trägern übernommen und gehören heute zum Standard in vielen Kindergärten.
Die Vereinigung hat als Initiatorin maßgeblichen Anteil an der Einrichtung einer Anlaufstelle für traumatisierte Geflüchtete und hat deren Aufbau finanziell sowie personell unterstützt („Refugium Freiburg“, heute in Trägerschaft von Refudocs Freiburg und Caritas). Die Kriege in der Ukraine und in Palästina, die Unrechtsregime im Iran und in Afghanistan sowie die Not in Afrika mit schwerster Traumatisierung der Flüchtenden auf ihrem Weg aus der Gefahr, erschüttern uns weiterhin. Dieses Angebot für geflüchtete Menschen ist gerade in der heutigen Zeit von unschätzbarem Wert.
Sprechstunden in den psychiatrischen Kliniken zum Thema „Kinder psychisch kranker Eltern“ wurden gemeinsam mit MAKS-Anker ebenfalls auf den Weg gebracht.
In den letzten Jahren hat die Vereinigung zunehmend die unzureichende Versorgungssituation im südbadischen Raum mit zu wenigen stationären, tagesklinischen und ambulanten kinder- und jugendpsychiatrischen Behandlungsplätzen im Universitätsklinikum in den Blick genommen. Dem trägt die Neuwahl des Vorstandes in diesem Jahr Rechnung. Auf der letztjährigen Mitgliederversammlung hat Herr Dr. Sieber den Vorsitz an Herrn Professor Dr. Christian Fleischhaker, kommissarischer Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter des Universitätsklinikums Freiburg, übergeben. Neu gewählt wurde Frau Dr. Zimmermann, Oberärztin der Klinik, als 2. Vorsitzende.
Wir als Vereinigung unterstützen die notwendig gewordenen Anstrengungen der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter des Universitätsklinikums Freiburg, den Ausbau von Strukturen durch einen ergänzenden Neubau auf den Weg zu bringen.
Stand des Projektes „Neubau Kinder- und Jugendpsychiatrie“
Die Notwendigkeit eines Neubaus wird von allen Seiten zwar anerkannt, aber das Vorhaben droht, in den Mühlen der Bürokratie zwischen den zuständigen Ministerien zerrieben zu werden. Um dem zu begegnen, ist eine beharrliche Überzeugungsarbeit auf allen politischen und gesellschaftlichen Ebenen erforderlich. Dieses Vorhaben braucht einen langen Atem und einen finanziellen Grundstock, wobei wir als Vereinigung gleichsam die Basis für ein „Fundraising“ schaffen möchten. Hier sind wir auf einem guten Weg.
Einige, im Jahr 2023 geförderte, Projekte im Einzelnen:
Wie in den Jahren zuvor konnten wir die sozialen Aktivitäten auf den Stationen der kinder- und jugendpsychiatrischen Universitätsklinik, der Klinik „Haus Vogt“ und in der Klinikschule unterstützen. Das reichte vom kleinen Geburtstagsgeschenk für die dortigen Kinder, der Erstausstattung mittelloser Jugendlicher mit Kleidung bis zur Ermöglichung der Teilnahme am Projekt KONTIKI (Kontakt Tier-Kind auf dem Mundenhof).
Das o.g. Projekt Unterstützung für traumatisierte geflüchtete Kinder und Familien hat sich weiter konsolidiert: Die finanzielle Hilfe war 2023 nicht mehr nötig, da sie durch den Träger übernommen wurde.
Wichtig war uns die Fortführung von bewährten und seit vielen Jahren unterstützten Projekten wie: „Kinder psychisch kranker Eltern“ (MAKS/Anker), „Eingebunden – Therapeutisches Klettern“ und einem Gruppenprojekt zur Trauerbewältigung bei Verlust eines Angehörigen (oft durch Suizid!).
Finanziell konnten wir Projekte und Förderungen in Höhe von insgesamt 30.343 € umsetzen, jeweils etwa zur Hälfte im stationären Rahmen und im ambulanten Bereich. Erfreulicherweise hat die Großzügigkeit unserer Spender weiter eine stabile finanzielle Situation des Vereins ermöglicht. Es ist gelungen, den Verwaltungsaufwand durch ehrenamtliches Engagement sehr gering (bei ca.5 % der Gesamtausgaben) zu halten und ausschließlich über Mitgliedsbeiträge zu finanzieren.
Die Grundprinzipien unserer Projektförderung sind weiterhin die unbürokratische und schnelle Hilfe für psychisch kranke Kinder und Jugendliche in Not, vor allem bei Einzelfall-Hilfen, sowohl für stationär aufgenommene Kinder als auch im ambulanten Bereich. Bei Projekten ist das Ziel unserer Vorgehensweise eine „Anschubfinanzierung“ für etwas zu leisten, was fehlt und ohne unsere Initiative nicht auf den Weg kommen könnte, und „eigentlich“ wollen wir längerfristig eine gesicherte Finanzierung über Wohlfahrtsverbände etc. bewirken. Oft ist es aber so, dass dies nicht gelingt und unsere Projekte eine dauerhafte Unterstützung benötigen.
Wie bisher kamen alle Spenden und Geldauflagen zu 100% den geförderten Projekten zugute.
Förderer und Spender
Unsere Arbeit wurde seitens der Gerichte und Staatsanwälte in Form von Geldauflagen unterstützt, wobei sich der Gesamtbetrag von 17.000,00 € auf 11.110,00 € im Berichtsjahr 2023 reduziert hat.
Das Spendenaufkommen in diesem Jahr (46.759 €) war für uns sehr erfreulich, auch als Zeichen der Wertschätzung für unsere Arbeit. Ein Highlight war das Benefiz-Golfturnier, organisiert vom Ladies Circle75 Freiburg“, durch das 25.000 € als Spende der Vereinigung zu Gute kamen.
Wir sind sehr froh, dass wir wiederum eine ganze Reihe von zum Teil regelmäßigen und langjährigen Spenden erhalten haben: Besonders hervorzuheben ist ein Beitrag der Familie und Firma AHP Merkle und deren Gästen, Gottenheim, zum 50- jährigen Firmengeburtstag mit 4150 €.
Viele weitere Spenden in Höhe von über 12.000€ erhielten wir von Firmen und Einzelpersonen, wie z.B. Peter Jürges, M. Wohlleber, vom Trauerfall Dr. Heidrun Schneider-Fleischhaker. Bedanken möchten wir uns auch bei den Teilnehmern des Laternenumzugs Buchenbach/Wagensteig, der Gemeinde Wagensteig und der Familie Wehrle für eine Spende von insgesamt 800,00€.
Ein besonderer Dank gilt den ca. 100 Mitgliedern unseres Vereins und den vielen Einzelspendern, die hier nicht im Einzelnen aufgeführt werden können, aber in der Summe einen hohen und wertvollen Beitrag geleistet haben.
Ihnen allen danken wir stellvertretend für die psychisch kranken Kinder und Jugendlichen von Herzen. Die Arbeit unseres Vereins bleibt weiterhin dringend notwendig und
ohne Sie wäre unsere Arbeit nicht möglich!
Im Februar 2024
Prof. Dr. Christian Fleischhaker, 1.Vorsitzender
Dr. Madeleine Zimmermann, 2. Vorsitzende